Bricolieren und Erfinden

Bricolieren und Erfinden

Claude Lévi-Strauss prägte den Begriff „Bricolage“ (von frz. bricoler = basteln, pfuschen) (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 171). Beim Basteln werden vorhandene Dinge zu etwas Neuem zusammengefügt und so geht es beim Bricolieren und Erfinden auch darum, sich aus einem Speicher an Dingen zu bedienen, um einer neuen Idee nachzugehen. Je mehr Material und handwerkliches und kulturelles Wissen wir besitzen und je mehr verschiedener Archive wir uns dabei bedienen, desto freier und komplexer können wir bricolieren. Jedoch geht es beim bricolieren nicht darum, ein möglichst facettenreiches Ergebnis zu schaffen, sondern dass man „sich über die vorgegebenen Bedeutungsmuster der Dinge hinwegsetzt“ (ebd.), also Dinge zweckentfremdet, ihnen neue Bedeutungen und Zwecke verleiht und so eine neue Sicht auf Alltägliches möglich macht. Neue Musterbildungen werden dadurch angeregt, dass bekannte Muster in neue Kontexte gesetzt werden, ihre Grenzen überschritten werden und wir so auf die bestehenden festen Muster, sowie all die Möglichkeiten des Andersseins, für die wir im Alltag blind geworden sind, aufmerksam werden. Deshalb nennt Lévi-Strauss sie „Gegenstand der Erkenntnis“ (Lévi-Strauss 1973, 36 zit. in ebd., 172). Jeder bricoliert täglich seine Biografie, indem er aus der Fülle an Möglichkeiten, die wir im 21. Jahrhundert zur Verfügung haben, das heraussucht und zusammenfügt, was für ihn sinnvoll und identitätsstiftend ist. Dabei gilt es aber aufzupassen, dass sich der Prozess nicht umkehrt und man versucht, einen (durch Medien) vorgefertigten Lifestyle nachzueifern, statt Eigenes zu erfinden. (vgl. Kolhoff-Kahl 171-175)

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