Vor-Muster

Vor-Muster

Ich weiß nicht, wer von euch Lesern auch studiert, aber wurdet ihr schon mal zur ersten Seminarsitzung vor Betreten des Raumes gebeten, eure Schuhe auszuziehen und in einen großen, dunklen Müllsack zu werfen, bevor ihr eintreten dürft? Tja mir schon. Mit so etwas hatte ich unerfahrener Erstsemestler im Traum nicht gerechnet! Ich glaube, es gab keine Studentin, der es nicht ähnlich ging wie mir, dennoch saßen wenige Minuten später alle zwar etwas aufgeregter aber tatsächlich nur mit Socken an den Füßen, im Seminarraum. Es war erstaunlich, wie anders ich mich auf einmal fühlte! Ohne Schuhe zu sein war zu privat für einen Ort wie die Uni – ich hatte das Gefühl, als schauten mir alle permanent auf meine Füße und war froh, dass ich meinen Nagellack grade erneuert hatte, denn dummerweise musste ich gerade heute ein Kleid und Nylonstrumpfhose tragen, was bedeutete: noch weniger Privatsphäre und Wärme für meine Füße. Und genau das sollte es sein, womit wir uns von nun an ein Semester lang beschäftigen sollen. Nicht kalte Füße, sondern Muster. Wir alle sind von klein auf daran gewöhnt worden, dass man, bevor man nach draußen geht, Schuhe anzieht und die höchstens in anderen privaten Wohnungen, aber auf keinen Fall in öffentlichen Gebäuden wie einer Universität, wieder auszieht. Dieses Handlungsmuster haben wir alle unser Leben lang täglich befolgt und waren nun nicht mehr in der Lage, überhaupt daran zu denken, es anders zu machen. Warum auch? Ist sowieso viel zu kalt und schmutzig. Doch durch die Aufforderung, es zu tun, die auch noch von einer Autoritätsperson kam und zu sehen, wie die anderen es auch machen, brachte uns dazu, unser tief verankertes Verhaltensmuster wenigstens kurzzeitig aufzuheben.

Wie ich dadurch merkte, sind Muster so allgegenwärtig und alltäglich in unseren Köpfen und sozialem Umfeld verankert, dass sie uns gar nicht mehr auffallen. Doch wo kommen sie her und wozu gibt es sie? Wie erkennt man Gewohnheitsmuster und wie kann man bemerken und verhindern, dass sie einengen? Und was hat das alles mit Mode-Textil-Design zu tun?

All diese Fragen taten sich in dieser ersten Seminarsitzung auf und sollen nun auf Grundlage des Seminars und des Lehrbuches „Ästhetische Musterbildungen“ in meinem Blog behandelt werden. Da ich nicht auf Lehramt studiere, werde ich einen allgemeineren Zugang zu den behandelten Themen, mit Schwerpunkt auf Kapitel drei und vier schaffen und mich weniger auf ästhetisches Lehren beziehen.

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