Das Gehirn kann gar nicht anders, als wahrzunehmen. Es nimmt verschiedenste Dinge gleichzeitig wahr, was uns meist gar nicht auffällt, weil es sofort entscheidet, was beachtet werden muss und was irrelevant ist. Erfährt das Gehirn wiederholt ähnliche und relevante Informationen, „entstehen kortikale Landkarten, die miteinander vernetzt sind“ (Kolhoff-Kahl 2009, 37) und unsere Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster beeinflussen. Diese werden vor allem im Jugendalter gebildet und beeinflussen unseren Geschmack, zum Beispiel in Bezug auf Kleidervorlieben, ein Leben lang, dennoch können sie von neuen relevanten Inputs verändert werden, beispielsweise wenn sich die aktuelle Mode ändert und Kleidungsstücke, die den vertrauten Mustern entsprechen, nicht mehr erhältlich sind. In diesem Fall kann das Gehirn jedoch nicht wie ein Computer ein Denkmuster mit einem Neuen überschreiben, sondern muss „langsam wie ein Muskel umtrainier[t]“ werden (ebd., 40), bis es ein neues Muster bilden kann. Doch auch durch alles, was wir jeden Tag erleben, verändert sich das System Gehirn, wenn es die Informationen verarbeitet und mit vorhandenem Wissen verknüpft. Dieser Lernprozess ist nie abgeschlossen. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 37-40)

Auch im künstlerischen Handlungsprozess wird auf die „ästhetischen Erfahrungsmuster“ zurückgegriffen und diese neu verbunden, sodass „neue Wirklichkeiten“ entstehen (Kolhoff-Kahl 2009, 41). Je mehr kreative Anregungen ein Mensch erfährt und je mehr Techniken er sich aneignet, desto vielschichtiger kann er sich durch Kunst ausdrücken und Dinge erfahrbar machen, die sprachlich nicht vermittelbar sind. Hierzu sind beide Gehirnhälften wichtig, die Rechte für das assoziative, intuitive und die Linke für das analytische, rationale Denken. Es bedarf eines „‘balancierten Miteinander[s]‘“ (von Hentig 1998, 47 zit. in ebd., 43), um künstlerisch tätig zu werden. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 41-44)