Transformieren und Reframen

Transformieren und Reframen

Transformieren und Reframen sind künstlerische Strategien, die, ähnlich wie das Parasitieren und Infizieren, Dinge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben oder sogar gegensätzlich scheinen, aus ihren gewohnten Kontexten zu lösen, miteinander zu verbinden und so neue, ungewohnte Zusammenhänge und Blickwinkel zu erzeugen. Oder nach Watzlawick: „Die […] Illusion eines allumfassenden, jede andere Möglichkeit ausschließenden Rahmens wird gesprengt, und es erweist sich damit die ‚Möglichkeit des Andersseins‘“ (2007, 91 zit. in ebd. 155). Wie erfolgreich das Transformieren und Reframen ein Umdenken und das Bildern neuer Muster in Gang bringt, ist natürlich auch hier von Person zu Person unterschiedlich. Man kann jedoch sagen, dass sie am besten dort andocken, „wo im Betrachter der heftigste Widerstand herrscht oder die größte Angst, sich auf ungewohnte Umdeutungen einzulassen“ (Kolhoff-Kahl 2009, 156), denn dies sind die fest eingeschriebenen Gewohnheitsmuster, die man kaum überdenken und ändern kann oder will. Doch eine Veränderung der ästhetischen Wahrnehmung und der festgesetzten Muster kann nur dann geschehen, wenn Altbekanntes in neue Kontexte gesetzt wird. Im Bereich Kunst und Design definiert Ingrid Loschek verschiedene „Crossings“, in denen verschiedene Bedeutungssysteme neu reframiert und transformiert werden. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 155-157)

Beim „Art crossing“ werden die Systeme Kunst und Mode/Kleidung miteinander vermischt, indem Designer Kunstwerke als Vorlagen für ihre Kleider verwenden oder Künstler Stoffe und Kleidung in ihre Werke einfließen lassen.

„Border Crossing“ transformiert unterschiedliche Kleidungsarten der Kulturen, um auf die damit verbundenen Hintergründe, wie Moralvorstellungen und Religion, sowie deren Verschiedenheit und Willkür aufmerksam zu machen.

Beim „Ethnic crossing“ wird auch mit Kulturen gearbeitet, jedoch mehr auf typisch-traditioneller, als auf religiöser Ebene. Dabei geht es nicht nur um Kleidung, sondern um die Dinge, die symbolisch für eine Kultur stehen und für andere exotisch sind.

„Fashion crossing“ bedient sich gewohnter Mode und transformiert sie, indem sie mit künstlerischen Strategien entfremdet oder mit Kleidungsstücken aus unterschiedlichen Bereichen oder Epochen neu kombiniert wird.

Im „Gender crossing“ wird mit Geschlechterstereotypen gespielt und Aufmerksamkeit für gesellschaftlich gemachte Kleidergrenzen von Mann und Frau erzeugt mit dem Ziel, diese Grenzen zu lockern und Kleidung in neuen ästhetischen Zwischenräumen zu denken.

(vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 157-160)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert