Wirklichkeit „wahr“-nehmen

Wirklichkeit „wahr“-nehmen

Konstruktivismus

Wie zuvor schon kurz erwähnt wurde, nehmen wir unsere Umwelt nicht 1:1 wahr, wie sie ist, oder wie andere sie wahrnehmen, sondern konstruieren je nach unseren bestehenden Musterbildungen und den Informationen, die für unser Überleben relevant sind „Wirklichkeiten zweiter Ordnung“ (ebd., 27). Wie komplex und vielschichtig diese sind, hängt davon ab, wie viele Informationen ein Mensch wahrnimmt, miteinander verknüpft und verarbeitet. Karl Jaspers formuliert es wie folgt: „Die Welt ist, was sie ist. Nicht die Welt, sondern nur unser Wissen kann wahr oder falsch sein“ (1947, 627 zit. in ebd.) und Paul Watzlawick spricht von einem „Mosaik von Einzelbildern, die heute so, morgen so geordnet werden können“ (2007, 38 zit. in Kolhoff-Kahl 2009, 28). Wenn man beobachtet und sich ein Bild von etwas macht, sollte man also im Hinterkopf behalten, dass die eigene Wahrnehmung subjektiv und nicht allgemeingültig ist und seine Muster ständig prüfen, reflektieren und verändern. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 27f., 30f.)

 

„Jeder Organistmus [ist] als System in sich geschlossen, aber mit anderen Systemen oder der Umwelt über das Bewusstseinssystem strukturell gekoppelt“ (Kolhoff-Kahl 2009, 32). Auf diese Weise ist es uns möglich, unsere Muster aneinander anzugleichen, Neues zu erkennen und aufzunehmen und so einen mitmenschlicheren Umgang zu schaffen. Wird ein Mensch zu engen Mustern erzogen, kann er sie nicht mit Fremdem angleichen und verändern und bleibt ihm verschlossen und verständnislos. Genauso entscheidet die Fülle der Anregungen, die einem zuteilwird darüber, wie ausgeprägt die Erkenntnismuster werden. Wer darauf trainiert wird, immer nur Anweisungen zu befolgen statt eigenen Ideen und Interessen mit Verstand und Sinnen nachzugehen und erst dann belohnt wird, wenn er die Erwartungen eines anderen erfüllt, verkommt zu einer „trivialen Maschine“ (von Foerster 1993 zit. in ebd., 34). Will man ästhetisch lehren, sollte man den Lernenden zwar mit Werken von Künstlern sowie Techniken vertraut machen, aber ihnen die Freiheit geben, sich selbst damit auseinanderzusetzten, was sie interessiert und begeistert und sie dabei unterstützen, an ihr Ziel zu gelangen. So können aus einem Input sehr unterschiedliche, individuelle Outputs entstehen. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 31-37)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert