Kulturwissenschaftlich-rationale Muster-Bildungen

Kulturwissenschaftlich-rationale Muster-Bildungen

In diesem Kapitel weitet sich der Fokus auf das das Individuum umgebende kulturelle und soziale Gefüge, welches, wie in Kapitel 2.3 angesprochen, einen großen Einfluss auf die alltagsästhetisch-biografischen Muster-Bildungen hat, und ohne das diese nicht reflektiert und verändert werden können. Kulturwissenschaftlich-rationale Muster sind nicht unbedingt Teil der Muster jedes Einzelnen, „aber kulturell vereinbart und [gelten] somit in ihrer jeweiligen Passungsfähigkeit als sozial anerkannte Muster“ (ebd., 89). (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 89)

Wir werden jeden Tag durch die Kultur, in der wir leben, beeinflusst und gemustert und erhalten so mit der Zeit eine „kulturelle Brille“ (Geertz zit. in ebd., 91), mit der wir die Dinge, die wir wahrnehmen auf unsere kulturellen Muster abgleichen und sie daran bewerten. Der Mensch kommt nicht mit vorgefertigten kulturellen Mustern auf die Welt, sondern kann sich im Laufe seiner Entwicklung jeder Kultur anpassen. Laut Geertz werden wir durch die Kultur „‘versklavt‘“, da wir uns ihr „anpassen, um dazu[zu]gehören“ (Kolhoff-Kahl 2009, 90). Sobald wir auf etwas stoßen, das unseren kulturellen Mustern nicht entspricht, geraten sie als die „‘normalen und wahren‘ ins Wanken“ (ebd). Dann gilt es, diese Perturbation zu nutzen, sich seiner kulturellen Brille bewusst zu werden und seine Muster zu differenzieren. Jedoch bleibt und ist eine Kultur nie dieselbe, sondern verändert sich mit und durch Menschen und zeitliche Umstände, wie Kriege und Migration, eine neue Erfindung oder wenn die kulturellen Muster anfangen, zu versklaven bzw. den zeitlichen Umständen nicht mehr gerecht werden. Was in einer Kultur vor 50 Jahren noch undenkbar gewesen wäre, kann heute von der Gesellschaft als normal angesehen und akzeptiert sein. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 90f.)

Kulturelle Muster entstehen, wie die anderen Muster auch, wenn sie „als relevant, ähnlich und wiederholbar von vielen Menschen anerkannt werden“ (ebd., 91), nur dass hier weniger die tatsächlichen Handlungen bedeutsam sind, sondern allgemeinere Symbole, die sich aus gewohnten Handlungsmustern ableiten und je nach kulturellem Kontext für die einen normal und wahr, für die anderen ungewohnt sein können. Setzt man sich im Rahmen der ästhetischen Bildung mit den verschiedenen kulturellen Wahrheiten auseinander, muss stets beachtet werden, dass sie sich aus Symbolen zusammensetzen und keine allgemeine, Kulturen übergreifende Gültigkeit beanspruchen können. Da Symbole „mehrdeutig“ und „bedeutungsgeladen“ (ebd., 92) sind, regen sie, wie Musterbildungen auch, neue Denkansätze an und bieten verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 91-93)

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