Fremdes und Eigenes in der Kultur

Fremdes und Eigenes in der Kultur

Fremdes und Eigenes scheinen zunächst unvereinbare Gegensätze zu sein, jedoch sind ihre Grenzen fließend und sie beeinflussen sich gegenseitig. Erst durch das Fremde wird das Eigene samt der kulturellen Brille sowie der Blinden Flecke erkennbar und die Gewohnheitsmuster differenzierbar. Dennoch können wir unsere kulturelle Brille nicht einfach absetzen und unvoreingenommen auf Fremdes reagieren, sowie unsere Muster nicht vollständig anpassen; es bleiben „interpretative Leerstellen“ (Kolhoff-Kahl 2009, 116). Durch die Konfrontation mit dem Ungewohnten werden die Gewohnheitsmuster und die Erinnerungen des Speichergedächtnisses perturbiert und Aufmerksamkeit für sie erzeugt, sowie darüber, dass sie nicht die einzig gültigen sind, sondern ebenso in anderen Kontexten fremd sein können. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009, 115f.)

Im Zuge der Globalisierung beginnen sich die einst klar definierten Kulturen immer mehr zu vermischen, sodass das zuvor Fremde ein alltäglicher Teil der eigenen Kultur wird und eine neue „kulturelle Identität“ (ebd., 116) stiftet. Dieser Einfluss anderer Kulturen kann positiv oder negativ aufgenommen werden, je nachdem, wie sehr man dazu in der Lage ist, seine Muster an Neues anzupassen und in wie weit auf Funktions- und Speichergedächtnisse zurückgegriffen werden kann. Hierzu finden sich unzählige Beispiele in unserer Politik und Gesellschaft, wenn es um das Thema Migration geht. Manch einer unterscheidet Menschen nicht nach ihrer Herkunft und ist offen dazu, etwas vom anderen zu lernen und ihm bei der Inklusion zu helfen und mancher sieht im Fremden eine Bedrohung der Tradition, der Wirtschaft oder seiner eigenen Sicherheit. Solche Menschen vergessen, dass es bei diesem Prozess nicht darum geht, dass sich der eine an den anderen anpasst, sondern „gemeinsame neue Muster der Wahrnehmung und des Zusammenlebens“ (ebd., 117) gefunden werden müssen, sodass beide Seiten profitieren. Den Grund für die Abneigung vieler Menschen gegen Fremdes sieht Arno Gruen darin, dass dieses all das darstellt, was jenen als unsittlich oder verboten abtrainiert wurde, damit sie sich an enge Handlungsmuster anpassen. So lernen sie, dass jede Verhaltensweise, die nicht der eigenen entspricht, falsch ist und abgewehrt werden muss (vgl. ebd., 119). Je mehr Gelegenheiten man erfahren hat, Muster zu verändern und sich selbst zu erfinden, desto mitmenschlicher kann man denken und handeln. (vgl. Kolhoff-Kahl 2009,116-120)

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